Wer ein Bau- oder Sanierungsprojekt plant, sollte neben gestalterischen und energetischen auch ökologische Aspekte beachten. Denn in einem Haus und seinen Bauteilen stecken viele Ressourcen und Energie. Diese sogenannte „Graue Energie“ entsteht hauptsächlich bei der Herstellung, aber auch beim Transport und Einbau (zum Merkblatt „Graue Energie“). Deshalb macht es oftmals Sinn, die bestehende Bausubstanz zu erhalten und ein vorhandenes Haus zukunftsfähig zu sanieren. Dazu gilt es zunächst die existierende Substanz richtig zu beurteilen: am besten bei einer ersten Begehung mit Unterstützung von Baufachleuten. Gemeinsam lassen sich Fragen klären wie:

  • Wie alt ist das Haus und in welchem Allgemeinzustand ist es?
  • Welche Baustoffe wurden wo im Gebäude verbaut?
  • In welchem Zustand befinden sich die einzelnen Bauteile und können diesen im Rahmen einer Sanierung im Gebäude bleiben?
  • Besteht Analysebedarf, ob aus heutiger Sicht als Schadstoffe klassifizierte Produkte verbaut wurden?
  • Gibt es Schimmel- oder Pilzbefall, sind Feuchtigkeitsschäden erkennbar, riecht es entsprechend und was sind die Ursachen dafür?
  • In welchem Zustand ist die Haustechnik – vor allem die Heizungsanlage?
  • Sind die Rohre ausreichend isoliert, rostfrei und ist die Trinkwasserhygiene beziehungsweise Schutz vor Legionellen gegeben?

Auch der Gesundheitsschutz sollte bereits von Anfang an in die Planung mit einfließen. Das heißt, dass ausschließlich umwelt- und gesundheitsverträgliche Baustoffe verwendet werden. Allgemein sollte bei Bau- und Sanierungsmaßnahmen das natürliche Gleichgewicht so wenig wie nötig gestört werden. Um den Einfluss möglichst klein zu halten, gilt es verschiedene Aspekte hinsichtlich Naturnähe, Biodiversität und Artenschutz zu beachten.

Flexible Nutzung des Wohnraums

Nachhaltiges Bauen und Sanieren meint neben den ökologischen auch soziale und damit verbundene ökonomische Faktoren. Sie haben einen Einfluss auf die langfristige und damit nachhaltige Nutzung eines Gebäudes.

Unser Zuhause ist der Ort, an dem wir die meiste Zeit des Tages verbringen. Funktionalität und Komfort, Ästhetik, Wohngesundheit sowie nicht zuletzt die Bezahlbarkeit der Räume müssen passen, sonst fühlt man sich nicht wohl. Diese Aspekte sind oftmals nicht statisch, sie ändern sich mit den Bewohnerinnen und Bewohnern. Ein Gebäude ist daher auch dann nachhaltig, wenn es flexibel und dadurch langfristig nutzbar ist.

Wohnraum neu denken

Immer mehr Wohnraum: In den letzten Jahrzehnten ist die Wohnfläche pro Person stark angestiegen. Lebten wir 1950 im Durchschnitt noch auf rund 15 Quadratmeter pro Kopf sind es heute fast 50 Quadratmeter. Dadurch wohnen wir aber nicht automatisch besser. Vielmehr verändert sich der Bedarf im Lauf eines jeden Lebens.

So braucht eine vierköpfige Familie beispielsweise den Platz eines Einfamilienhauses. Sind die Kinder aber aus dem Haus, stehen oft mehrere Zimmer oder ganze Etagen leer. Im Alter stellen die vielen Quadratmeter – gerade in den oberen Geschossen – eher eine Last als Luxus dar. Der Umzug in eine kleinere Wohnung kommt häufig nicht in Frage, weil die Eltern ihr bekanntes Umfeld nicht verlassen möchten.

Ein Umzug muss auch nicht sein. Wird beim Bau oder einer Sanierung flexibel geplant, kann die Raumaufteilung im Nachhinein vergleichsweise einfach verändert werden. Dann entsteht aus einer großen Wohnung über mehrere Stockwerke beispielsweise eine separate Wohnung im Erdgeschoss mit ebenerdigem Zugang und barrierefreiem Badezimmer. Die freiwerdenden Räumlichkeiten können dann vermietet werden. Und vielleicht können die neuen Nachbarn sogar beim Einkaufen oder im Garten helfen. So wird vorhandener Wohnraum genutzt, es muss weniger neuer Wohnraum geschaffen und damit weniger zusätzliche Fläche versiegelt werden.

Durchdachte Grundrisse und gute energetische Standards sind auch finanziell vorteilhaft. Vor allem in Ballungsgebieten mit hohen Quadratmeterpreisen ist es wichtig, mit praktisch geschnittenen Wohnungen die Fläche optimal auszunutzen. Bedarfsgerechtes, verdichtetes Wohnen wird auch unter dem Begriff Suffizienz zusammengefasst.

„Minimalistische Wohnideen für eine nachhaltige Wohnqualität“

Franziska Harms von sumi* berichtete beim Herbstforum Altbau 2021 über minimalistische Raumkonzepte.

Vortragsfolien zum Download