17. September 2025
Welche Heizung am besten ins eigene Haus passt, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Gibt es ein Wärmenetz vor Ort? Kann man eine Wärmpumpen einbauen? Frank Hettler leitet das vom Umweltministerium Baden-Württemberg geförderte Informationsprogramm Zukunft Altbau. Im Gespräch erklärt er, was zukunftsfähiges Heizen ausmacht und worauf Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer bei der Wahl der neuen Heizung achten sollten.
Fragen beantwortet das Team von Zukunft Altbau kostenfrei am Beratungstelefon unter 08000 12 33 33 (Montag bis Freitag von 9 bis 13 Uhr) oder per E-Mail an beratungstelefon(at)zukunftaltbau.de. Der KI-Chatbot Erni steht auf www.zukunftaltbau.de sogar rund um die Uhr bereit und bietet neutrale, qualifizierte Antworten auf Fragen rund um energetische Sanierung.
Frank Hettler: Modernes, zukunftsfähiges Heizen ist Heizen mit erneuerbaren Energien. Es umfasst insbesondere Wärmepumpen und erneuerbar gespeiste Wärmenetze. Auch Heizen mit Holz kann in manchen Fällen eine gute Option sein. Diese Möglichkeiten stellen aktuell die wichtigsten Alternativen zu Heizungen dar, die Öl oder Gas verbrennen. Wer mit erneuerbaren Energien heizt, macht sich unabhängig von Preissteigerungen durch die CO2-Bepreisung. Kosten für den Unterhalt der Gasnetze fallen auch nicht an. Beides wird in den kommenden Jahren kontinuierlich steigen. Das bedeutet, Heizen mit fossilen Brennstoffen wird in Zukunft immer teurer. Außerdem werden künftig etliche Gasnetze stillgelegt, der langfristige Betrieb von Gasheizungen ist also nicht überall sicher.
Frank Hettler: Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer im städtischen Gebiet sollten beim Heizungstausch immer prüfen, ob ihr Wohngebäude an ein Wärmenetz in ihrer Nähe angeschlossen werden kann. Informationen dazu bekommen sie bei ihrer Kommune oder beim zuständigen Stadtwerk. Alle größeren Kommunen im Land haben die kommunale Wärmeplanung abgeschlossen und wissen jetzt, wo sich Wärmenetze lohnen.
Bei Wärmenetzen wird die Wärme zentral erzeugt und über ein gedämmtes Rohrnetz in die Gebäude verteilt. Das einzelne Haus braucht also keine eigene Heizung mehr und keinen Raum zur Lagerung von Brennstoffen. Das macht die Sache sehr komfortabel. Nachhaltiger ist das Ganze auch: Und das, obwohl in Deutschland die Energie in Wärmenetzen aktuell erst zu rund 23 Prozent aus erneuerbaren Energien und Abwärme stammt. In vielen Wärmenetzen kommen heute Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen zum Einsatz, die Strom und Wärme gleichzeitig erzeugen. Damit steigt die Energieausbeute von rund 50 auf 80 Prozent. Zusätzlich müssen die Wärmenetzbetreiber zukünftig nach einem festgelegten Plan den fossilen Anteil vollständig durch erneuerbare Energien oder Abwärme ersetzen.
Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer sollten im Einzelfall klären, wie hoch die Kosten für den Anschluss und die Nutzung eines Wärmenetzes sind und mit den Vollkosten einer eigenen Heizungsanlage vergleichen. Dabei werden neben den Betriebskosten durch Strom und gegebenenfalls Brennstoff auch die Kosten für die Heizungsanlage sowie Reparaturen und Wartungskosten berücksichtigt. Das ermöglicht einen realistischen Preisvergleich.
Frank Hettler: Gibt es keine Möglichkeit für einen Wärmenetzanschluss, sind Wärmepumpen die erste Wahl. Wärmepumpen heizen mit Wärme aus der Luft, der Erde oder dem Grundwasser. Neben Wärmenetzen sind sie die ökologisch sinnvollste Art zu heizen. Fachleute raten zu folgendem Vorgehen: Zuerst klärt man, wie alt die bisherige Öl- oder Gasheizung ist. Ist sie älter als zehn Jahre und das Haus energetisch geeignet, sollte der Heizungstausch bald erfolgen. Derzeit ist die Förderung sehr attraktiv. Ist die Heizung jünger oder ist das Hauses in einem energetisch schlechten Zustand, sind zunächst eine oder mehrere energetische Modernisierungsmaßnahmen erforderlich. Danach kann dann eine Wärmepumpe effizient arbeiten.
Frank Hettler: Man muss die Gesamtkosten betrachten, nicht nur die Investitionskosten. Die Anschaffung einer Wärmepumpe ist zwar teurer als die einer Gasheizung. Der Staat fördert ihre Anschaffung aber aktuell mit hohen Zuschüssen. Nach Abzug der Förderung ist der Unterschied meist nicht mehr sehr groß.
Die Betriebskosten der Wärmepumpe werden dagegen künftig absehbar geringer sein. Bei einer Lebensdauer von 20 Jahren ist eine Wärmepumpe meist deutlich günstiger als eine Gas- oder Ölheizung. Studien besagen, dass eine Kilowattstunde Gas mittelfristig rund zwölf Cent kosten wird, Strom etwa 30 Cent pro Kilowattstunde. Wenn eine Wärmepumpe mit Hilfe einer Kilowattstunde Strom mehr als drei Kilowattstunden Wärme erzeugt, spart das Geld. Und wer eine Photovoltaikanlage auf dem eigenen Hausdach hat, kann damit einen Teil des Strombedarfs für seine Wärmepumpe noch kostengünstiger und klimafreundlicher decken.
Dort, wo es kein Wärmenetz gibt und wo eine strombetriebene Wärmepumpe nicht sinnvoll ist, kann eine Pellet- oder Holzhackschnitzelheizung eine gute Alternative sein. Dies ist zum Beispiel der Fall in Gebäuden, die etwa aus Denkmalschutzgründen nicht hinreichend gedämmt werden können und so eine höhere Vorlauftemperatur der Heizung benötigen. Holzheizungen lassen sich auch gut mit Solarthermie kombinieren.
Aktuelle Informationen zur energetischen Sanierung von Wohnhäusern gibt es auch auf www.zukunftaltbau.de.
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Unter dem Motto „Gut beraten, besser sanieren“ gibt es in Baden-Württemberg vom 19. September bis 24. Oktober flächendeckend Aktionen und Veranstaltungen zur energetischen Modernisierung von Gebäuden für Bürgerinnen und Bürger sowie für Fachleute – vor Ort und digital. Die zentrale Auftaktveranstaltung mit Energiesparkommissar Carsten Herbert findet am 23. September online statt. Auf waermewochen-bw.de finden Interessierte alle Veranstaltungen im Überblick.