Inspirierende Vordenker, Macher und Praktiker mit Trends im energieeffizienten Sanierungssektor, kompakte Vorträge, sowie virtueller Raum für Diskussionen und neue Denkansätze – am 25. November diskutierten rund 500 Expertinnen und Experten darüber, wie bestehende Gebäude energieeffizienter werden können. Dem Livestream aus Stuttgart waren Vertreterinnen und Vertreter aus Handwerk, Architektur, Ingenieurwesen, Politik, Verwaltung, Kammern und Verbände online zugeschaltet.
Themen des Herbstforums Altbau waren die neuesten energiepolitischen Entwicklungen, gesetzlichen Neuerungen und bestehenden Herausforderungen auf dem Weg zu einem klimaneutralen Gebäudebestand.
Zum Auftakt sprach die Rechtsanwältin Dr. Roda Verheyen. Sie ist eine der renommiertesten Anwältinnen für Umwelt- und Völkerrecht und zeigte Wege auf, wie das juristische Einfordern von Klimaschutz möglich ist. Einen aktuellen Fall beleuchtete sie näher: Als Rechtsanwältin vertritt sie einen Kleinbauern aus Peru mit seiner Klage gegen einen großen deutschen Energiekonzern.
Welche Entwicklungen und Neuerungen es in der Europa- und Bundespolitik gibt, beschrieb Dr. Alexander Renner. Er ist Leiter des Referates Energiepolitische Grundsatzfragen im Gebäudebereich des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie und hat einen Einblick in die Materie wie nur wenige Fachleute in Deutschland. Im Fokus seines Vortrags standen die aktuellen Bestrebungen des Bundes vor dem Hintergrund der geforderten Klimaneutralität des Gebäudesektors bis 2050.
Dr. Martin Pehnt, Geschäftsführer und wissenschaftlicher Vorstand des ifeu-Institutes für Energie- und Umweltforschung Heidelberg, sprach über Graue Energie – also die Energiemenge, die für Herstellung, Transport, Verarbeitung und Entsorgung von Baustoffen anfällt. Der Experte stellte die Ergebnisse einer Studie vor, die die Ökobilanz von Dämmstoffen untersucht hat. Sie zeigen, dass alle Dämmstoffe über die Lebensdauer betrachtet erheblich mehr Energie und Treibhausgase vermeiden, als ihre Herstellung erfordert.
Franz Untersteller zog in seiner letzten Rede auf dem Herbstforum als baden-württembergischer Umweltminister ein Resümee seiner Amtszeit und gab einen Ausblick darauf, was noch erreicht werden muss. Er betonte, der Gebäudebestand werde künftig in den Fokus der Aufmerksamkeit rücken.
Prof. Dr. Nico Paech, prominenter Vertreter der Postwachstumsökonomie, präsentierte in seinem Vortrag ein Konzept, wie ein klimafreundliches Leben und nachhaltiger Konsum gelingt. Das Motto des zu Klimaschutz und Innovation forschenden Wissenschaftlers: „weniger ist mehr“. Um global gerechte Lebensstile zu erreichen, kann Technik ein Mittel sein, dies reiche aber nicht aus. Technologie werde das Problem allein nicht lösen. Hinzukommen müsse neben der Anpassung des Nutzerverhaltens auch eine Selbstbegrenzung oder Genügsamkeit.
Der letzte Redner des Tages war Dipl. Ing. (FH) Architekt Roland Matzig, einer der Pioniere für serielle Sanierung. Er beleuchtete die Entwicklung von vorgefertigten Bauteilen zur energetischen Sanierung. In Deutschland sind industrielle Ansätze bei der Gebäudesanierung noch weitgehend unbekannt. Sie bieten eine große Chance, die Sanierung des Gebäudebestandes zu beschleunigen und einfacher zu machen.
Verantwortung für den Klimawandel – Warum Verantwortung gerichtlich einfordern?
RAin Dr. Roda Verheyen, Rechtsanwälte Günther, Hamburg
Aktuelle Entwicklungen und Neuerungen bei GEG und BEG
Dr. Alexander Renner, Leiter des Referates IIC1
Energiepolitische Grundsatzfragen im Gebäudebereich,
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Berlin
Kreislaufwirtschaft und Ökobilanzen: Welche Dämmung ist ökologisch?
ifeu-Studie bewertet Stoffe über ihren Lebensweg.
Dr. Martin Pehnt, Geschäftsführer und wissenschaftlicher Vorstand,
ifeu - Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH, Heidelberg
Resümee auf die Wirkungszeit und Ausblick: Klimaschutzpolitik in Baden-Württemberg.
Franz Untersteller MdL,
Minister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg, Stuttgart
Weniger ist mehr. Konzepte für die entscheidende Transformation.
Prof. Dr. Niko Paech, Universität Siegen, Plurale Ökonomik, Oldenburg
CO2-neutraler Gebäudebestand bis 2050 – Wie geht das?
Serielle Sanierung in der Masse.
Dipl. Ing. (FH) – Architekt Roland Matzig, Mannheim
Die Veranstaltung wurde für die Eintragung bzw. Verlängerung des Eintrags in die Energieeffizienz-Expertenliste für Förderprogramme des Bundes mit 4 Unterrichtseinheiten (Wohngebäude), 4 Unterrichtseinheiten (Energieberatung im Mittelstand), 4 Unterrichtseinheiten (Nichtwohngebäude) angerechnet.
Die Architektenkammer Baden-Württemberg erkannte 3 Unterrichtsstunden für ihre Mitglieder und Architekten/ Stadtplaner im Praktikum für die Fachrichtungen Architektur und Innenarchitektur an.
Die Ingenieurkammer Baden-Württemberg erkannte 4 Fortbildungspunkte an.
Wir freuen uns, Sie am 24. November 2021 zum 23. Herbstforum Altbau in Stuttgart zu begrüßen.
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Im Herbstforum Altbau werden jedes Jahr wertvolle Fachinformationen zusammengetragen. Dieses geballte Expertenwissen möchten wir Ihnen nachhaltig und papiersparend zur Verfügung stellen. Alle Vorträge und Videomitschnitte, die uns von den Referentinnen und Referenten freigegebenen wurden, stehen für Sie auf den jeweiligen Unterseiten bereit.